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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 58

1861 - Münster : Coppenrath
58 11. Die ersten Bündnisse der lutherisch gesinnten Fürsten. Reichstag zu Sxcier (1529). — Protestanten. — Jetzt war für den Kaiser der erwünschte Augenblick gekommen, auch in Deutschland, das seiner so sehr bedurfte, mit Nachdruck aufzutreten. Hier hatte sich unterdessen der Strom der inneren Gährung durch alle Provinzen fortgewälzt. Mehrere Fürsten hatten schon öffentlich die neue Lehre in ihre Staaten einge- sührt. Der eifrigste unter ihnen war der junge Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Um allen mög- lichen Gefahren, die nunmehr über sie einbrechen könnten, zur rechten Zeit zu begegnen, drang er auf ein Vertheidiguugs- Bündniß. Dieses wurde im Jahre 1526 zu Torgau von mehreren Fürsten und Grafen geschlossen. Der Kaiser, da- mals im Kriege mit Franz I., konnte den Wunsch der Ka- tholiken, die Religionsstreitigkeiten beizulegen, selbst nicht er- füllen. Da eröffnete sein Bruder Ferdinand, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte, im Jahre 1529 einen Reichstag zu Speier. Auf diesem wurde von der Mehrzahl der Reichs- stande beschlossen: die Lutheraner sollten sich bis zu einer all- gemeinen Kirchenversammlung aller ferneren Neuerungen ent- halten. Gegen diesen Beschluß protestirten die Anhänger der Reformation feierlich und erhielten davon den nachher in Ge- brauch gekommenen Namen Protestanten. Augsburger Llmsifgon (1530). — Im folgenden Jahre 1530*) kam endlich der Kaiser selbst, nach neunjähriger Ab- wesenheit, zum großen Reichstage in Augsburg. Auf demselben überreichten die Protestanten ihr von Melanchthon mit schonender Nachgiebigkeit abgefaßtes Glaubensbekenntniß in acht und zwanzig Artikeln, — welches daher die Augsburger Con- fessio n genannt wird — damit hieraus genau ersehen werden könne, in wie fern die neue Lehre von der katholischen ab- *) In demselben Jahre erfand der Bürgermeister Steinmetz Jür- gens zu Wattenbüttel bei Braunschweig das Spinnrad, und sein Haus heißt noch jetzt hievon das Spinnrad.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 63

1861 - Münster : Coppenrath
63 Deutschland einzufallen. Auch die Protestanten in Deutsch- land suchte er gegen den Kaiser aufzuwiegeln und stellte sich deshalb, als ob er ganz ihre Religionsansichten theile. Jedoch diese traueten dem falschen Ausländer nicht, der ihre Glau- bensgenossen in Frankreich auf das heftigste verfolgte; und sie konnten nur einen Monarchen verachten, welcher, der aller- christlichste genannt, mit dem türkischen Sultan gegen das Oberhaupt der Christenheit und den Beschützer der von ihm selbst verehrten römischen Kirche sich förmlich verband. Nur Mailand war der Zielpunkt seines Strebend, und kein Mittel schien ihm zu unheilig, dieses Land dem Kaiser zu entreißen. Im Jahre 1536 fing er deshalb einen neuen Krieg an. Karl, der seinen heimtückischen Gegner nicht aus den Augen gelassen hatte, flog schnell aus Afrika herbei und fiel in Frankreich ein. , Schon war er bis Marseille siegreich vorgedrungen, als er nach vergeblicher zweimonatlicher Belagerung aus Mangel an Lebensmitteln und wegen Krankheiten in seinem Heere sich mit Verlust über die Alpen zurückziehett mußte. Durch Vermitte- lung des Papstes kam 1536 zu Nizza ein zehnjähriger Waf- fenstillstand zu Stande. Der französische König, der sich mit der Hoffnung schmeichelte, daß er doch am Ende Mailand vom Kaiser erhalten würde, überhäufte ihn deshalb von nun an mit Gunstbezeigungen aller Art. Als Karl aber desungeach- tet zwei Jahre nachher Mailand seinem Sohne Philipp gab, da entbrannte der Zorn des getäuschten Königes von neuem. Ungewarnt durch sein früheres Unglück wollte er die Waffen noch einmal entscheiden lassen und wartete hiefür nur den günstigen Augenblick ab. Dieser kam bald. Knegeszug gegen Algier. — Im Jahre 1541 unternahm Karl eine zweite Fahrt nach Afrika. Dieses Mal ging der Zug gegen Algier, um den verwegenen Chaireddin, der sei- nen Räubereien keine Grenzen setzte, in seinem Schlupfwinkel selbst aufzusuchen. Andreas Doria widerrieth zwar, in so stürmischer Jahreszeit — es war schon Herbst — die Fahrt

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 26

1861 - Münster : Coppenrath
26 mit der Zeit alle Macht und Kraft der einzelnen Völkerschaften um die Krone, als ihren einzigen Mittelpunkt, vereiniget; in Deutschland aber geschah seit der Negierung der fränkischen Kaiser, welche sich ihrer Macht zu unklug bedienten, gerade das Gegentheil. Die Glieder sonderten sich von Zeit zu Zeit mehr von ihrem Haupte ab, und der erste Fürst der Christen- heit wurde einer der allerschwächsten. Jeder Kreis sorgte nur für sich und nahm wenig Rücksicht auf das Ganze. Die einzelnen Glieder eines Kreises waren in ewigen Streitig- keiten über Grenzen, Rangordnung und den sie betreffenden Beitrag zur Reichshülfe. Daher konnte auch nichts Bedeuten- des unternommen werden, obschon die Gefahr an den Grenzen, besonders von Seiten der Türken, so groß war. Kein christ- licher Staat hätte sich an Hoheit und Macht dem deutschen gleichstellen können, hätten die einzelnen Kreise, wie billig, fest an Kaiser und Reich gehalten. Ein anderes großes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maximilian durch die Einführung des Postwescns. Früher hatte man nur reitende Boten von einer Handelstadt zur anderen, auch Landkutschen, welche Reisende und Gepäck aufnahmen. Sollten aber Briefe an Orte gelangen, die nicht an der Straße lagen, oder waren sie für das Ausland be- stimmt, so mußte man eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Voten abschicken. Jenes war aber sehr um- ständlich und unsicher, dieses sehr kostspielig. Höchst erfreulich mußte deshalb für alle, insbesondere aber für den Kaufmann- stand, eine Anstalt werden, durch welche man fortan Alles, was man wollte, mit Schnelligkeit und Sicherheit von einem Orte zum anderen befördern konnte. In Frankreich bestand diese höchst gemeinnützige Anstalt schon seit dem Jahre 1464, und war bald nachher von dem deutschen Grafen von Thurn und Taris in Tirol nachgeahmt worden. Durch dessen Sohn Franz führte Maximilian im Jahre 1516 zuerst eine Post von Brüssel nach Wien ein und ernannte jenen Grafen

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 71

1861 - Münster : Coppenrath
Hann Friedrich seinem traurigen Schicksale, das ihm der Kai- ser jedoch auf alle Art zu mildern suchte; denn er behandelte ihn fortan mehr wie einen Gast, als wie einen Gefangenen. Ueberhaupt zeigte sich der Kaiser in Sachsen, der Wiege der Reformation, höchst edelmüthig. Als die Kurfürstin mit ihren Kindern vor ihm einen Fußfall that, hob er sie freundlich auf, sprach ihr Trost zu und erlaubte ihrem Gemahle, acht Tage lang in Wittenberg, im Kreise der Seinigen, zuzubringen. Ja, er selbst begab sich in die Stadt und erwiederte den Be- such der Kurfürstin. Und als er erfuhr, daß man aus Furcht vor ihm den evangelischen Gottesdienst eingestellt habe, wurde er sehr unwillig und sprach: „Wer richtet uns das an? Ist in unserem Namen der Dienst Gottes unterlassen, so gereicht uns das nicht zum Gefallen. Haben wir im Oberlande (Schwaben) doch nichts gewandelt in der Religion, wie soll-- ten wir es hier thun!" Er besuchte auch die Schloßkirche zu Wittenberg, und als man ihm Luther's Grab zeigte, und ei- nige Umstehende, unter andern der Herzog Alba, ihm riechen, die Leiche des Ketzers ausgraben und verbrennen zu lassen, erwiederte er: „Laßt ihn ruhen, er wird seinen Richter schon gefunden haben; ich führe Krieg mit den Lebendigen, nicht mit den Todten." Eine solche Schonung hätte billig das Mißtrauen der Protestanten gegen die eigentliche Gesinnung des Kaisers entfernen sollen. Nun kam die Reihe an Philipp, den Landgrafen von Hessen. Dieser hatte den Einfall des kaiserlichen Heeres nicht abgewartet, sondern hatte durch seinen Schwiegersohn Moritz und den Kurfürsten von Brandenburg den Kaiser um Gnade bitten lassen. Er selbst ging dann nach Halle zum Kaiser und that vor ihm fußfällige Abbitte. Diese Abbitte las sein Kanzler vor, der hinter ihm kniete, und der Landgraf sprach die Worte nach. Als aber bei der demüthigsten Stelle sich sein Mund zu einem höhnischen Lachen verzog, hob der Kaiser, der es bemerkt hatte, drohend den Finger auf und rief in seiner _ i Mi l

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 72

1861 - Münster : Coppenrath
72 niederländischen Mundart: „Wol! ick fall di lacken leh- ren!" Dann kündigte er ihm die Strafe an. Er mußte sein Geschütz ausliefern, eine große Geldbuße erlegen und gleichwie der Kurfürst in Gefangenschaft bleiben. So voll- ständig besiegte Karl den schmalkaldischen Bund. 15. Karl V. und Moritz von Sachsen. Airgsbrilgcr Interim (1548). — Nach Beendigung des schmalkaldischen Krieges stand die Macht des Kaisers auf der höchsten Spitze. Jetzt sahen die Protestanten in ängstlicher Spannung ihrem Schicksale entgegen; denn sie meinten, der zürnende Sieger werde sofort die Abstellung aller Neligions- neuerungen gebieten. Allein auch dieser Argwohn ensprang * wieder aus dem fortwährenden Mißtrauen, welches sie in die Lauterkeit der Gesinnung des Kaisers setzten, und welches schon so oft seine edelsten Absichten vereitelt hatte. Karl hatte frei- lich einen Abscheu gegen alle Neligionsneuerungen und wünschte nichts mehr, als daß die Protestanten sich mit den Katholiken wieder vereinigen möchten. Allein er wußte wohl, daß die Gewalt der Waffen nicht das rechte Mittel sei, eine dauer- hafte Vereinigung herbeizuführen. Stets hatte er deshalb den Weg der Güte eingeschlagen, durch Neligionsgespräche und Reichstage die streitenden Parteien auszusöhnen gesucht; und auch jetzt, obgleich schon so viele Versuche gescheitert waren, gab er die Hoffnung zu einer friedlichen Ausgleichung nicht auf. Er hielt noch im Jahre 1547 einen großen Reichstag zu Augsburg und hatte die Freude, auf demselben alle Kur- fürsten persönlich anwesend zu finden. Mehrere von ihnen zeigten sich sogar bereit, das Concilium von Trient anzuer- kennen, wenn auch ihre Partei dort gehört würde; und der Kaiser schmeichelte sich schon mit der Hoffnung, daß das Conci- lium doch wohl am Ende zu dem erwünschten Ziele führen würde. Weil aber dasselbe sich sehr in die Länge zog, so machte er den Vorschlag, daß die Katholiken und Protestanten einige gelehrte und rechtschaffene Männer aus ihrer Mitte wählten,

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 73

1861 - Münster : Coppenrath
73 die zur Erhaltung der Ruhe und Einigkeit im Reiche eine einstweilige Glaubensrichtschnur, nachher das Jnte- rim genannt, weil es nur einstweilen, bis zur Entscheidung des allgemeinen Conciliums, gelten sollte, entwerfen möchten. Die Absicht des Kaisers war wohlwollend und edel; deshalb gaben auch alle- ihre Beistimmung. Von katholischer Seite wurden Julius Pflug, der Bischof von Naumburg, und Mi- chael Helding, der Weihbischof von Mainz; von protestanti- scher Johann Agricola, Hofprediger des Kurfürsten von Bran- denburg, hiemit beauftragt. In der von ihnen entworfenen Glaubensvorschrift wurden alle sieben Sakramente noch beibe- halten, und den Protestanten nichts als der Kelch beim Abend- mahle und die Priesterehe gestattet. Als der Aufsatz vorge- lesen wurde, und Keiner dagegen etwas einwendcte, stand so- gleich der Kurfürst von Mainz auf und dankte im Namen der sämmtlichen Stände für die kaiserliche Fürsorge. Aber gerade der, von welchem der Kaiser die wenigste Schwierigkeit besorgt hatte, Moritz von Sachsen, erklärte: „er könne ohne vorgän- gige Rücksprache mit seinen Geistlichen das Interim nicht an- nehmen." Karl gab ihm nach, in der festen Ueberzeugung, daß sein alter Freund und Waffengefährte das gewiß anneh- men würde, was selbst seine früheren Feinde bereits angenom- men hatten. Aber in der Seele des neuen Kurfürsten waren unterdeß auch neue Plane reif geworden. Er hatte ja vom Kaiser erlangt, was er wünschte, und war hierbei an der Sache seiner eigenen Glaubensgenossen sogar zum Verräther geworden; jetzt wollte er als Haupt der protestantischen Partei eine große Rolle spielen, jetzt an der Spitze eines Heeres den arglosen Kaiser von der Höhe seines Glückes plötzlich hinab- stürzen und ihm Gesetze vorschreiben. Eine Gelegenheit zur Durchführung seiner verrätherischen Plane gegen Kaiser und Reich ließ nicht lange auf sich warten. Unter den Städten des schmalkaldischen Bundes war am Ende Magdeburg noch die einzige, die sich mit dem Kaiser nicht ausgesöhnt hatte. Mit wüthenden Schmähungen erhob

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 74

1861 - Münster : Coppenrath
74 sie sich gegen das Interim und dessen Verfasser und verhöhnte selbst den Kaiser in Bildern und Liedern. Ueber solche Ver- wegenheit entbrannte des Kaisers Zorn. Er sprach die Neichs- acht über sie aus und übertrug dem Kurfürsten Moritz die Vollstreckung. Auf diese Weise bekam Moritz den erwünsch- ten Anlaß und zugleich die Mittel, ein mächtiges Kriegesheer aufzubringen, das er, sobald es Zeit sein würde, gegen den Kaiser selbst zu gebrauchen entschlossen war. Er betrieb die Belagerung höchst nachlässig, so daß es wohl scheinen mußte, ein weit wichtigerer Plan, als die Eroberung der Stadt, be- schäftige seine Seele. Während dieser Belagerung schloß er in Verbindung mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, dem ältesten Sohne des gefangenen Philipp, und mit dem Mark- grafen Ioh. Albrecht von Brandenburg, ein geheimes Bünd- niß mit Heinrich Ii., dem Könige von Frankreich, der mit dem Throne auch den Haß seines Vaters, Franz I., gegen den Kaiser geerbt hatte. Zur Befestigung dieses Bündnisses trat er sogar die Reichsstädte Metz, Toul und Verdun an Frank- reich ab, als wären sie sein Eigenthum. Und als ihm end- lich nach zehnmonatlicher Belagerung Magdeburg durch Ver- trag übergeben ward, machte er im Geheimen mit den Bür- gern gemeinsame Sache gegen den Kaiser. Auch ließ er seine Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen, bald jenen Grund vorschützte. Man warnte den Kaiser; allein die- ser mochte keinen Verdacht schöpfen gegen seinen alten Freund und Waffengefährten, den er mit Wohlthaten überhäuft hatte. Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Ver- ftellungskünste zu täuschen. Er schrieb ihm ganz freundschaft- lich, er würde erster Tage selbst zu ihm nach Jnnspruck kom- men; er ließ sich dort sogar eine Wohnung miethen, ja er reifete schon dahin ab, kehrte aber unter dem Vorwände einer Krankheit bald wieder zurück. Endlich, als alles zur Ausfüh- rung reif war; als der französische König Lothringen mit Krieg überzogen und bereits die Städte Metz, Toul und Verdun besetzt hatte; und als von der anderen Seite die Türken ver-

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 75

1861 - Münster : Coppenrath
75 heerend in Ungarn einfielen; da warf er die Maske ab und flog mit Sturmeseile herbei, so daß er den Kaiser, der zu Jnnspruck krank an der Gicht darniederlag, fast ereilt hätte. Karl, überrascht und betroffen, entließ sogleich den Kur- fürsten Johann Friedrich (mit welchem der berühmte Maler Lukas Kranach die Gefangenschaft freiwillig getheilt und durch seine Gesellschaft sehr erleichtert hatte) seiner Haft und entkam, in einer Senfte getragen, nur von wenigen Dienern begleitet, mitten in der Finsterniß einer stürmischen Nacht, die nur durch vorgetragene Fackeln dürftig erhellt ward, über steile Felsen und Klippen von Jnnspruck nach Villach in Kärnthen. Welch' mannigfaltige Gefühle mußten in dieser Nacht sich sei- ner Seele bemächtigen! Er, der mächtigste Herrscher der Erde, von dessen Waffenthaten drei Welttheile Zeugen waren, den "Koch jüngst Fürsten fußfällig um Gnade gestehet hatten, floh jetzt einsam und verlassen, wie ein aufgescheuchtes Wild, über unwegsame Pfade, vor einem deutschen Fürsten, den er selbst aus dem Staube gehoben hatte! Nur eine Meuterei in Mo- ritzens Heer konnte ihn vor Gefangenschaft retten. Pastauer Vertrag (1552). — Dieser Unfall sank tief in das Gemüth des alternden Kaisers. Von nun an gab er alle Hoffnung auf, den Neligionszwiespalt auf irgend einem Wege zu beschwichtigen. Darum bot er die Hand zum Frie- den mit dem Abtrünnigen, vorzüglich damit er mit ungetheilter Macht wider den schlimmsten Reichsfeind, die Franzosen, ziehe. In Passau, unter der Vermittelung des römischen Königes Ferdinand, wurde am 31. Juli 1552 der Vertrag geschlos- sen: „die Protestanten sollten, bis auf einem Reichstage die Religionsstreitigkeiten gänzlich ausgeglichen wären, völlige Re- ligionsfreiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken, der ge- fangene Landgraf aber seine Freiheit erhalten." Mit schwe- rem Herzen Unterzeichnete endlich auch der Kaiser diesen Pas- sauer Vertrag. Jedoch blieb noch Manches zu bestimmen übrig, was der nächste Reichstag vervollständigen sollte.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 40

1861 - Münster : Coppenrath
40 er das Land verlassen. Er begab sich nach der Schweiz und machte zuletzt Genf zum Mittelpunkte seiner Bestrebungen. Als Prediger und Lehrer der Theologie gründete er hier ein neues Lehrsystem, welches in mehreren Punkten von der Lehre Luther's sowohl als auch Zwingli's abwich. Je höher sein Ansehen stieg, desto größer wurde auch seine Unduldsamkeit gegen Alle, die sich nicht zu seiner Lehre bekennen wollten. Er starb 1564. Von Genf aus verbreitete sich seine Lehre in das benachbarte Frankreich, weiter in die Niederlande, nach Schottland und in mehrere deutsche Lander. Calvin's Anhänger nannten sich eben- falls Reformirte, erhielten aber in Frankreich den Namen Hu- genotten, in Schottland Presbyterianer oder Puritaner. 6. Luther auf dem Reichstage zu Worms. 1521. Unterdessen war Karl V. an die Stelle seines verstor- benen Großvaters Maximilian zum deutschen Kaiser erwählt. Seine Erhebung hatte er vorzüglich dem Kurfürsten von Sach- sen, Friedrich dem Weisen, zu verdanken, der selbst die ihm angebotene Kaiserkrone zu Gunsten des jungen hoffnungsvollen Enkels Marimilian's auögeschlagen hatte. Jetzt bewarben sich beide Parteien, die Katholiken sowohl als die Lutheraner, um die Gunst des neuen Kaisers. Der Kurfürst von Sachsen insbesondere bot seinen ganzen Einfluß bei ihm zu Gunsten Luther's auf. Luther selbst richtete an den Kaiser ein Schrei- den, in welchem er sich bitter über seine Widersacher beklagte und dringendst um Schutz bat. Erasmus, Hutten und mehrere andere Gelehrten fuhren fort, durch Schriften aller Art die Gährung zu erhalten und zu befördern. Alles war in gespannter Erwartung, auf welche Seite sich der neue Kaiser in der Kirchenfrage wenden würde. — Karl hing mit ganzer Seele an dem Glauben seiner Väter und war entschlossen, kein Mittel unversucht zu lassen, die obwaltenden Streitigkeiten zu heben und so Ruhe und Frieden in Kirche und Staat wieder u..... Er hatte einen Reichstag nach Worms ausge-

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 84

1861 - Münster : Coppenrath
84 es Lutheraner und Reformirte, die sich auf das Bitterste haßten und verfolgten. Dann zerfielen die Lutheraner selbst wieder in zwei Parteien; die gemäßigtere folgte den Grundsätzen des Melanchthon, während die strengere sich genau au Lu- thers Wort hielt, als ob seine Schriftauslegung die einzig wahre und deshalb die Richtschnur des Glaubens für alle Zeiten hätte sein können. Beide Parteien verfolgten sich lieblos untere einander und gaben so den Katholiken die Waffen gegen sich selbst in die Hand. Darum hatte der Kaiser Ferdinand wohl Recht, wenn er in seinem Testamente, in welchem er seine Söhne auf das dringendste ermahnte, fest, beständig und beharrlich zu bleiben bei der wahren, alten christlichen Religion, wie seine Vorfahren, von den Protestanten damaliger Zeit sagte: „Da sie gar nicht einig, noch einhellig seien, sondern vielmehr un- einig und getrennt, wie es recht und gut sein könne, was sie glauben? Es könne nicht viel, sondern nur einen Glauben ge- den. Weil sie nun selber nicht leugnen mögen, daß sie viel Glauben haben, so könne der Gott der Wahrheit nicht bei ihnen sein." — Eben das war auch der Grund, daß an vielen Orten Manche zu dem Glauben der alten Kirche zurückkehrten. Der Kaiser Ferdinand I. starb im Jahre 1564. Sein Hauptstreben, die gegenseitige Erbitterung der Gemüther nicht zu einem gewaltsamen Ausbruche kommen zu lassen, sondern den Frieden im Reiche zu erhalten, hatte er erreicht. Darum nahm er auch die Achtung und Liebe beider Religionsparteien mit sich in's Grab. Das schönste Zeugniß hat ihm sein größter Feind, der Sultan Soliman, ausgestellt, der bei der Nachricht von dem Tode des Kaisers voll Rührung ausrief: „Da ist fürwahr ein gerechter und redlicher Fürst gestorben!" Unter den drei Söhnen Ferdinand's I. trat eine Thei- lung der österreichischen Länder ein. Sein ältester Sohn und Nachfolger auf dem Kaiserthrone, Marimilian 11., er- hielt die Königreiche Ungarn und Böhmen und das Herzogthum Oesterreich ob und unter der Enns; sein Bruder Ferdinand
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